Der Johanniterorden: Ritterorden, Hospitalorden
Kniender Kreuzritter.
Westminster-Psalter, England um 1200.
Ein Ordenshospital.
Holzschnitt aus dem 15. Jh.
Der Johanniterorden gehört, neben dem Deutschen Orden und dem Orden der Templer, zu den Ritterorden. Gleichzeitig ist er auch ein Hospitalorden, da er sich der Pflege und Versorgung von Kranken verschrieben hat. Seinen Ursprung hat er im Heiligen Land.
Als die Menschen sich in Scharen aufmachten, um in das Land Jesu Christi zu pilgern, brauchten sie Orte, an denen sie Pflege, Nahrung und Obdach finden konnten. Um 1080 entstand bei der Benediktinerabtei Santa Maria Latina ein Hospital, geführt von der dort ansässigen Bruderschaft. Aus dieser entwickelte sich mit der Eroberung der Stadt Jerusalem 1099 durch die Kreuzfahrer der Orden vom Hospital des heiligen Johannes. Am 5. Februar 1113 bestätigte Papst Paschalis II. die Hospitalgemeinschaft als Orden, wenngleich die Anerkennung als unabhängiger Orden erst 1154 schriftlich festgehalten wurde.
Es war zunächst die Pflege an den Kranken, der sich der Orden verschrieben hatte. Der selige Gerhard, der erste Meister des Ordens sagte dazu: „Unsere Bruderschaft wird unvergänglich sein, weil der Boden, auf dem diese Pflanze wurzelt, das Elend der Welt ist, und weil, so Gott will, es immer Menschen geben wird, die daran arbeiten wollen, dieses Leid geringer, dieses Elend erträglicher zu machen.“ Die Kranken waren ein Abbild des Herrn und die Brüder (und Schwestern) des Johanniterordens achten und ehren sie auf ganz praktische Weise. Die Johanniter verstanden sich als Diener der Armen Christi.
Für das Jahr 1141 ist der erste Bruder von adeligem Stand nachzuweisen. Mit dieser Wandlung in der sozialen Schichtung des Ordens tauchte eine neue Orientierung auf: Genau wie die Templer sollten nun auch die Johanniter ihren Beitrag als Ritterorden im Kampf gegen die Feinde des Christentums leisten. Der erste Ritterbruder ist in einer Quelle von 1144 belegt. Während ein Teil des Ordens weiterhin der Arbeit im Hospital nachging, verteidigten die adeligen Brüder die Christenheit auf dem Schlachtfeld.
Bald bildeten die Ritterbrüder durch ihre herausragende Bedeutung die Führungsschicht des Ordens. Ihnen folgten die Priesterbrüder. Kein Ritter- oder Priesterbruder fand im Orden Aufnahme, ohne eine entsprechend adelige Abstammung zu haben. Lediglich die Dienenden Brüder, die im Hospitaldienst oder im Dienste eines Ritters standen, konnten einfacheren Verhältnissen entstammen.
1187 ging Jerusalem verloren und der Johanniterorden musste seinen Sitz nach Akkon verlegen. Nachdem 1291 auch Palästina verloren ging, wurde Zypern zeitweilig eine neue Heimat für den Orden. 1309 nahm der Orden dann die Insel Rhodos ein; sie wurde bis 1522 ihr Hauptsitz. Während dieser Zeit war der Johanniterorden ein wichtiger Entscheidungsträger in der Politik des östlichen Mittelmeerraums.