Ordenshäuser mit Frauen und Männern
Mit großer Wahrscheinlichkeit wurden die meisten Niederlassungen in Friesland auf Initiative des Komturs von Burgsteinfurt gegründet. Als Mutterkloster aller friesischen Johanniterordenshäuser hatte Burgsteinfurt gegenüber diesen Niederlassungen die Autoritätsfunktion. Der Komtur von Burgsteinfurt ernannte den Komtur der friesischen Kommenden, die neuen Mitglieder und forderte die Ordenshäuser zu Abgaben auf.Nach den Ordensstatuten der Johanniter war diese Regelung vollkommen üblich. Allerdings sahen dies die friesischen Ordenshäuser anders. Sie wollten sich von der Autorität des Burgsteinfurter Komturs befreien. So berichtet uns eine Urkunde vom 8. September 1319 von insgesamt zwanzig Ordenshäusern, die gemeinsam eine Loslösung von der Oberaufsicht Burgsteinfurts forderten.
Namentlich erwähnt werden darin die Häuser in Warffum, Wijtwerd (Wytwerdth), Oosterwierum (Aesterwerum), Goldhoorn oder Finsterwolde (Fynserwald), Dünebroek oder Wymeer (Wymaria), Jemgum (Gommegum oder auch Gemmegum), Hesel (Helse oder auch Holse), Hasselt (Harsle), Boekzetel (Bowkesete), Abbingwehr (Abbyngearve), Burmönken (Bure), Tjüchermönken (Thyuchen), Havermönken (Hove), Witleke (Wyckleesen), Langewick (Langewisch), Bredehorn (Vrede horna), Burlage (Buyrle), Bokelesch (Bokeleske), Langholt (Langeholt) und Muhde (Lethemuda).
Nach 1319 entstanden noch drei weitere Johanniterhäuser in Oosterwijtwerd, Heiselhusen und in Strückhausen. Alle genannten Ordenshäuser zählten zu den Bistümern Münster, Bremen und Osnabrück. Lediglich die 1317 urkundlich bezeugte Niederlassung in Sneek (Snake) gehörte zur Diözese Utrecht und unterlag dem dortigen Katharinenkonvent. Obwohl die Niederlassungen alle aus geografischer Sicht zu unterschiedlichen Bistümern zu zählen sind, bilden sie gemeinsam die „Ballei Frisia“. Diese friesische Ballei wurde von einem friesischen Kommissar vertreten, der von allen friesischen Niederlassungen gewählt wurde. Er war eine Art vermittelnde Instanz zwischen den friesischen Ordenshäusern auf der einen und dem Komtur von Burgsteinfurt auf der anderen Seite.
Die Besonderheit der friesischen Kommenden – aber auch aller anderen Ordensgemeinschaften in Friesland – war der Doppelklostercharakter. In nahezu allen Kommenden bildeten Brüder und Schwestern eine Gemeinschaft. Die Frauen waren in einem separaten Gebäude untergebracht, hielten aber die Andachten gemeinsam mit den männlichen Klosterbewohnern ein. In den überwiegend kleinen Ordenshäusern unterstanden die Ordensschwestern dem Komtur. Im 16. Jahrhundert bildeten die Frauen in allen Ordenshäusern den größten Teil der Bewohner.