Wirtschaftliche Grundlagen

Ackerbau und Viehzucht in Eigenwirtschaft


In Warffum/NL stellten die
Johanniterschwestern Textilien her,
die von der Kommende verkauft wurden.
Auch dieses Stundenbuch aus dem
16. Jahrhundert wurde von den Schwestern
verfasst.


Die Johanniterkommenden waren kleine
Wirtschaftsbetriebe wie hier die
Kommende Dünebroek. Zeichnung aus
dem 17. Jahrhundert.

Nach dem Fall Jerusalems eroberte der Johanniterorden 1310 die Insel Rhodos. Von dort aus kontrollierte die Ordenszentrale den Kampf ihrer (Ritter-)Brüder gegen die Feinde des Christentums. Nicht nur zu Lande sondern auch zu Wasser zeichneten sich die Johanniterritter als erfahrene Kämpfer aus. Doch solche militärischen Aktionen waren kostspielig. Der Orden forderte daher von allen Niederlassungen Abgaben ein, mit denen die Aktivitäten des Ordens finanziert werden konnten. Auch die friesischen Häuser mussten solche Abgaben leisten.

Die Johanniter in Friesland konzentrierten sich daher auf die Arbeit in der Landwirtschaft, vornehmlich auf Ackerbau und Viehzucht. Dadurch waren sie in der Lage, die geforderten Abgaben an die Ordenszentrale zu zahlen, gleichzeitig kam es aber auch ihrem eigenen klösterlichen Leben zu Gute. Denn durch eine Eigenbewirtschaftung konnte jede Ordensgemeinschaft autark leben und sich ganz einem gottgeweihtem Leben widmen.

Um die bestmöglichen Erträge zu erzielen, wirtschaftete man nach dem sogenannten Grangiensystem. Dieses System war ein Zusammenschluss mehrerer zum Kloster gehörender Vorwerke (sprich: kleine Bauernhöfe), die in verschiedenen Produktionsgebieten (Ackerbau, Viehzucht und Milchwirtschaft) die Versorgung der Klöster garantierte. Überschüssige Güter konnten die Klöster dann auf den Märkten verkaufen, um somit über finanzielle Mittel für den Ankauf spezieller Waren zu verfügen, die nicht selber hergestellt werden konnten. Das Ordenshaus Bokelesch hat – so wird angenommen – seine Güter über die Leda bis nach Leer und über die Sagter Ems bis nach Friesoythe transportiert.

Um ein solches Grangiensystem aufbauen zu können, mussten die Johanniterhäuser ihre Ländereien entsprechend ausweiten. Üblicherweise geschah dieser Ausbau durch Schenkungen oder gezielte Landkäufe. Ehe jedoch den Klöstern die nötigen finanziellen Mittel für einen gezielten Ausbau der Ländereien zur Verfügung standen, bildeten die Beitrittsgaben der neuen Klosterbewohner die primäre Einnahmequelle.

Ihre Mitgift und ihre Arbeitskraft waren wertvolle Güter, die die Wirtschaft der Johanniter enorm beförderte. Zwar bestand der Großteil der Klosterbewohner aus ungebildeten Laien, doch als ortskundige Friesen kannten sie die friesische Region genau und verfügten daher über wertvolle Erfahrungen in der Landarbeit. Es ist wohl auch diesem Umstand zuzuschreiben, dass in den friesischen Johanniterordenshäusern so viele Laienbrüder und Laienschwestern zu finden waren.